Ein Ammonit (A) und das Ei begegnen sich in der Bratpfanne
A – Vielen Dank für die Einladung in deine Bratpfanne.
Ei – Oh bitte, das war überfällig, gern geschehen. Schließlich sind wir beide fossilienhaft, findest Du nicht? Ich wollte das schon lange mal sagen… in gewisser Weise war es Sehnsucht…
A – Das leuchtet mir auf den ersten Blick nicht ein.
Ei – Ist es dir auch nicht zu heiß, mein Lieber?
A – Nein, sprich weiter, wie sollte es mir jemals zu heiß werden können!
Ei – Also, du bist ein Fossil, das die Menschen als Fossil erkennen. Ich dagegen bin ein ewiges Fossil, das die Menschen nicht erkennen!
A – Wie das?
Ei – Na hör mal, in mir ist alles von Anbeginn an. Ich bin urzeitlich von Anbeginn. Ich bin nicht nur Abdruck des Lebens! Ich bin das Leben!
A – Ich liebe selbstbewusste Eier! Aber ihr seid immer wieder neu und frisch!
Ei – Siehste, das gerade ist das Spannende. Wenn wir den Menschen klarmachen könnten, was für alte Modelle sie eigentlich sind, baumeistermäßig betrachtet, die halt immer wieder nur aus frischen Eiern wachsen…
A – Jetzt muss ich lachen. Liegt hier in der Pfanne und macht Witze und wird demnächst von so einem lebendigen, alten Fossil namens Mensch verspeist! Ist das nicht traurig?
Ei – So ist es eben. Du bleibst ewig, wie Du bist. Ich komme und vergehe ewig, wie ich bin. Der Mensch ist ein komisches Wesen. Du wirst ihm nie klarmachen können, in welch wichtiger Beziehung sich unsere Bratpfannenexistenz zum Wesen seines Seins befindet.
A – Du meinst, das Fossil frisst das Fossil und weiß es nicht! Ich muss lachen!
Ei – Spürst du schon das heiße Fett unter Deinem Hintern?
A – Es fühlt sich nicht unangenehm an.
Ei – Wir wissen, wie angenehm die Bratpfanne des Lebens ist!
A – Du darfst keine zu hohen Anforderungen stellen. Nicht alles passt so gut zusammen wie wir beide.
Ei – Ich könnte mir jetzt vorstellen, dich zu küssen. Ich glaube, ich könnte dich auch lieben.
A – Bitte, ich habe nichts dagegen.
Ei – Komm, lass und die Zeit genießen, die uns noch bleibt…
Wir verlassen jetzt die Bratpfanne, denn wir sind diskret. Die ganze Schönheit und Tragik dieser Liebesgeschichte soll sich nicht unter unseren Augen abspielen.